Diaita – Die Kunst zu leben
Schon Luther erkannte, dass man mehr als Brot zum leben braucht und ergänzte im kleinen Katechismus die Zeile »Unser täglich Brot gib uns heute« mit »Alles, was zur Leibes Nahrung und Notdurft gehört, wie Essen, Trinken, Kleider, Schuh, Haus, Hof, Acker, Vieh, Geld, Gut, fromm Gemahl, fromme Kinder, fromm Gesinde, fromme und treue Oberherren, gut Regiment, gut Wetter, Friede, Gesundheit, Zucht, Ehre, gute Freunde, getreue Nachbarn und desgleichen.«
Nur reicht es nicht, das richtige Tun oder zu haben – auch das richtige Maß und die richtig Zeit oder Dauer entscheiden darüber, ob wir gesund bleiben. Es ist schwierig den statistischen Daten zu entnehmen, wie viel man wovon essen soll. Jeder hat seinen eigenen Rhythmus und sein eigenes Maß in Abhängigkeit von Körper und Umwelt. Prävention bedeutet, das eigene Verhalten so zu regulieren, dass es uns besser und nicht schlechter geht.
»Die antike ›diaita‹ – und daran muss einfach einmal von der Verwurzelung her erinnert werden – hat es mit der Lebensordnung des Menschen im Ganzen zu tun. »Diaita« bedient sich daher der ›physis‹, des natürlichen Wachsens und Gedeihens, und erreicht eben damit den ›nomos‹, das rechte Maß und die Regel, den kultivierten Lebensstil einer verbindlichen Lebensordnung. Das geht nicht ohne ›paideia‹, ohne Weisung und Lenkung, ohne ›arete‹, die Tugend, und ›sophrosyne‹, die Einsicht, nicht ohne Erziehung in jenem geschlossenen Milieu, das die Alten ›kosmos‹ nannten, die so schöne Ordnung eines harmonisch gestimmten Universums.«
(Heinrich Schipperges, Der Garten der Gesundheit, 1985)